Bäume Gartenpraxis

Baumschnitt – was man beachten sollte

Bäume schneiden
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Der Baumschnitt stellt für den Gartenfreund einen wichtigen Vorgang im Jahreskreislauf dar. Das Zurückschneiden von Zweigen und Ästen dient dem besseren und schöneren Wuchs und bei Obstbäumen einem höheren Ertrag bei der Ernte. Zudem schützt das Entfernen abgestorbener Baumteile vor Unfällen. Welche Jahreszeit für einen Baumschnitt ideal ist, hängt von der jeweiligen Baumart ab und was beim Gärtnern damit erreicht werden soll. Oder, wie es in dem Buch steht, welches mir zur Hand liegt: „wer begreifen will, ob und wie geschnitten werden soll, muss vorher die Pflanze fragen“ (Das Buch heißt Gehölzschnitt von Heinrich Beltz bzw. System Beltz und die vorliegende Ausgabe ist aus dem Jahr 2000).

Baumschnitt im Lebensrhythmus der Bäume

Gerade bei Obstbäumen ist ein Baumschnitt unumgänglich um eine reiche und regelmäßige Ernte zu gewährleisten. Andere Gründe sind zum einen die Gefahrenabwehr von herabfallenden toten Ästen oder Zweigen, oder ein zu starkes Ausschlagen, das andere Bäume im Garten behindert. Letzteres trifft vor allem auf Nadelgehölze zu oder weit ausladende Laubbäume wie Trauerweiden. Schneiden Sie Ihre Bäume möglichst nach ihrem jeweiligen Charakter und Lebensrythmus zurück und achten Sie dabei auch auf den natürlichen Wuchs. Ein stark ausgedünnter Baum mit extrem gestutzter und gelichteter Krone nimmt zwar bei richtiger Durchführung keinen Schaden, wirkt aber unnatürlich und ästhetisch wenig ansprechend. Ertragschnitt für die Ernte bei Obstbäumen, Formschnitt und Entlastungsschnitt bei allen Bäumen sollten eine harmonische Einheit bilden.

Nur mit Baumschere und Handsäge schneiden

Auf keinen Fall sollten Sie beim Baumschnitt großes Geschütz auffahren und mit der Motorsäge zur Tat schreiten. Das ist allenfalls beim Entlastungsschnitt für große, vor dem Abbruch stehende tote Äste, sinnvoll. Ansonsten reichen für kleine Zweige eine Baumschere oder auch eine Rosenschere und eine etwas kräftigere Kneifschere für größere Zweige. Äste schneiden Sie am besten mit einer kleinen Handsäge ab. Wichtig ist bei Schere und Säge die absolute Schärfe der Schneiden, damit der Baum nicht unnötig verwundet wird. Beim Schneiden sollten Sie nicht an den Zweigen und Ästen herumzerren oder sie gar abreißen. Ungenaue Schnitte oder Risse im Baum führen zu schlecht heilenden Wunden mit Pilzbefall sowie hässlichen Verknotungen.


Schneiden sollten Sie zunächst die sogenannten Wassertriebe, die aus den gut sichtbaren narbenartigen Verdickungen senkrecht nach oben stehen. Alles was diagonal wächst, sollten Sie stehen lassen. Dabei immer knapp über dem Auge schneiden, da diese Wassertriebe sonst immer wieder kommen können. Äste sollten ebenfalls immer nah am Stamm abgesägt werden. Prinzipiell sollten Sie nicht zu zaghaft schneiden oder sägen, da der Rückschnitt sonst – gerade bei Obstbäumen – so gut wie keinen Effekt bei der Ernte zeigt. Andernfalls sorgt ein zu radikaler Rückschnitt für ein unschönes Aussehen. Als Faustregel empfehlen Gartenbauexperten hier:

  • ein Drittel Jungtriebe
  • ein Drittel Holztriebe
  • und ein Drittel Fruchttriebe.

Bäume schneiden nur unter bestimmten Sicherheitsaspekten

Bäume schneiden Sicherheit
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Als Garten- und / oder Grundstücksbesitzer unterliegen Sie der sogenannten Verkehrssicherheitspflicht. Diese beinhaltet in kurzen Worten, Sie müssen sicher stellen, dass durch umfallende Bäume oder herabfallende Äste weder Personen noch Sachgegenstände, wie Autos, beschädigt werden. Erst im letzten Jahr musste sich das Gericht mit einem solchen Fall auseinandersetzen, siehe Urteil des Landesgerichts Mosbach vom 14.03.2017. Ebenso wichtig ist Ihre eigene Sicherheit. Wenn Sie mit einer Leiter arbeiten, muss diese nicht nur über eine höhere Seitensicherheit verfügen, sondern vor allem über optimale Standfestigkeit – am besten im Fachhandel beraten lassen. Lockeres Schuhwerk und kurze Hosen sind beim Bäume schneiden tabu! Schutzbrille, Arbeitsschuhe und vor allem eine Schnittschutzhose, erhältlich beim Experten für Arbeitskleidung engelbert strauss, gehören zur Standardausrüstung. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende, denn Sicherheit geht vor und die Schutzkleidung werden Sie im Garten noch häufiger brauchen – zum Beispiel, wenn es an den Heckenschnitt geht.

Die beste Jahreszeit je nach Baumart wählen

Eine grundsätzliche Frage, über die in Gärtnerkreisen immer wieder diskutiert wird, ist die optimale Jahreszeit für einen Baumschnitt. Je nachdem um welche Art von Holz es sich handelt, kann nämlich der Zeitraum zum Gehölzschnitt ganz unterschiedlich liegen. Prinzipiell ist der Winter als Jahreszeit für Baumschnitte gut geeignet, denn vor allem bei Laubbäumen hat der Gärtner jetzt die beste Sicht auf die blätterfreien Äste und Zweige. Außerdem ist die Gefahr brütender Vögel nicht gegeben und ein Winterschnitt hat im Frühling ein kräftiges Wachstum der neuen Triebe zur Folge. Auch ist jetzt im Garten meist wenig zu tun und der Winter bietet genügend Zeit und Muße, sich dem Baumschnitt zu widmen. Beim Baum ruhen die Vitalkräfte und die Säfte haben sich in den unteren Stamm und die Wurzel zurückgezogen. Daher ist die Verletzung, denn auch Bäume bluten, nicht so schwerwiegend.

Allerdings ist der Winterschnitt nicht für alle Bäume gleichermaßen gut geeignet. Grundsätzlich lassen sich die meisten Laubbäume im Winter problemlos schneiden, bei den Obstbäumen vor allem Apfelbäume und Birnbäume. So ist auch ein guter Ertrag bei der nächsten Ernte garantiert.

[infobox color=“#8cbf43″ textcolor=“#ffffff“]➔ Wichtig:
Auf keinen Fall darf der Schnitt bei Frost oder Nässe vorgenommen werden, da die Schnittwunde sonst nicht heilen und die Zweige abbrechen. – Außerdem liegt bei Ihnen die Verletzungsgefahr wegen des rutschigen Untergrundes ja auch wesentlich höher.[/infobox]

Baumschnitt im Sommer

Der optimale Schnittmonat für Steinobstbäume wie Kirschen, Aprikosen und Pfirsiche ist Juli bis September. Vorher sollte in keinem Fall mit einem Schnitt begonnen werden, da dies dann noch in die Brutzeit der Vögel fallen würde! Die Walnuss ist am besten im Spätherbst zurückzuschneiden, wenn sie am wenigsten blutet. Für alle Bäume gilt übrigens die Faustregel sie nie dann zu schneiden, wenn ihre Vitalkräfte am größten sind. Daher scheidet der Frühling ab Ende Februar bis Ende Juni für den Baumschnitt absolut aus.

Die 12 häufigsten Fehler beim Baumschnitt

  1. Alle Bäume nach Schema F schneiden
    Achten Sie auf das Alter, auf den Zustand und auf den Lebensrhythmus eines jeden Baums und richten Sie danach den Schnitt.
  2. Alle Bäume im Winter schneiden
    Passen Sie sich beim Schnitt-Termin Ihrem Baum an: Empfindliche Bluter wie Walnuss verkraften eher einen Schnitt im Herbst, Kirschbäume danken einen Baumschnitt im Sommer.
  3. Im Frühjahr den Rückschnitt vornehmen
    Es hemmt die Vitalkräfte des Baums und stört die Vögel. Allenfalls einen Entlastungsschnitt toten Geästs können Sie jetzt vornehmen.
  4. Im Winter bei Frost oder im Sommer bei Regen schneiden
    Bäume reagieren bei Nässe mit schlechter Wundheilung und Krankheiten, bei Frost brechen Zweige ab.
  5. Nadelgehölze im Winter schneiden
    Durch ein schneiden im Spätsommer wird ein Auswuchern gehemmt.
  6. Zu viel oder zu wenig zurückschneiden
    Zu zaghafter Rückschnitt hat keinerlei Effekt, zu intensiver sieht unschön aus.
  7. Mit der Motorsäge den Baumschnitt vornehmen
    Wer hier mit Kanonen auf Spatzen schießt, ist zwar schnell fertig, betreibt aber Kahlschlag und kommt an die kleinen Zweige nicht heran.
  8. Mit stumpfen Werkzeugen schneiden und sägen
    Nur messerscharf geschliffene Geräte garantieren einen sauberen und baumschonenden Schnitt.
  9. Die Krone zu stark auslichten
    Das sieht nicht nur unschön aus, sondern regt den Baum an nach oben zu schießen. Als alte Gärtnerweisheit gilt hier: Man muss einen Hut durch die Krone werfen können.
  10. Bei jungen Bäumen aus der Baumschule den sogenannten Erziehungsschnitt vergessen oder erst nach dem Einpflanzen vornehmen
    Vorher den Baum bis auf den Leittrieb und zwei bis drei Äste stutzen, das sorgt für ein schön gleichmäßiges Wachstum.
  11. Zweige zu weit weg von den Augen abschneiden
    Wird nicht unmittelbar an den Augen abgeschnitten, wachsen die senkrechten sogenannten Wassertriebe immer wieder nach.
  12. Unten zu viel abschneiden und oben zu wenig
    Besser nach dem Prinzip der Pyramide unten die meisten Zweige stehen lassen und nach oben hin verjüngen. So entsteht ein schön geformter Baum.

Baumpflege mit Augenmaß anwenden

Letztendlich ist Baumpflege im Garten eine Mischung aus Kenntnissen und Erfahrung, Fingerspitzengefühl, sowie dem richtigen Werkzeug und einer exakten Schnitttechnik. Wenn Sie die 12 Grundfehler vermeiden, haben Sie immer noch genügend Spielraum für einen individuellen Baumschnitt mit Augenmaß.

Über den Autor

Ringo Dühmke

2009 aufs Land gezogen und seitdem mit Hof, Garten und Katze zwischen Stauden und Obststräuchern aufgeblüht.

4 Kommentare

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  • Hallo zusammen,
    vielen herzlichen Dank für den spannenden und informativen Beitrag zum Thema Baumschnitt. Es gibt unendlich viele Dinge zu beachten und man kann sie viel falsch beim Baumschnitt machen. Wir engagieren ein Mal im Jahr einen Fachmann, der diese Arbeit für uns erledigt und sind immer sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

  • Hallo zusammen,
    vielen lieben Dank für die spannenden und hilfreichen Hinweise zum Thema Baumpflege. Es gibt derart viele Dinge zu beachten. Als Laie ist es total schwer alles richtig zu machen. Der Beitrag gibt einen super Überblick, was es zum Thema Baumschnitt zu beachten gibt.

  • Ich sollte diesen Artikel meiner Mutter weiterleiten, da sie ihren Garten liebt und sich fast täglich auf diesem aufhält. Jedoch kommt es vor, dass ihre Pflanzen und Obstbäume relativ oft sterben, was, wie Sie sagen, daran liegen könnte, dass sie die toten Äste bzw. Zweige nicht wegschneidet und diese auf andere Bäume „ausschlagen“. Da sie aber nicht allzu viel Zeit hat, sollte sie lieber jemanden engagieren, der professionellen Baumschnitt anbietet.