Damit Bäume eine kräftige Krone tragen, müssen sie regelmäßig geschnitten werden. Was der Baumschulen-Fachmann zu diesem Thema rät, erfahren Sie hier.
Wenn sie an einen Baum denken, haben die meisten ein klares Bild vor Augen: ein kräftiger Stamm mit einer wohlgeformten Krone – so wie auch Kinder einen Baum malen. Allerdings sieht manches Exemplar im Garten weitaus struppiger aus, wenn man nicht von Zeit zu Zeit mit der Schere korrigierend eingreift. Um zu verstehen, warum Bäume und Sträucher von einem fachgerechten Rückschnitt profitieren, lässt sich ein simpler Vergleich heranziehen: Unser Kopfhaar erneuert sich aus der Wurzel. Das heißt, die alten Spitzen werden abgeschnitten, wenn die Frisur nicht mehr sitzt. Bei der Pflanze ist es genau umgekehrt: hier ist der älteste Teil direkt an der Wurzel zu finden. Die sogenannten Vegetationspunkte, an denen die Pflanzen wachsen, sind immer die Triebspitzen und die Seitenknospen. Wird der Spitzentrieb abgeschnitten, werden die seitlichen Knospen, Baumschulgärtner nennen sie „schlafende Augen”, gefördert und sie treiben aus. Ein Rückschnitt fördert daher das Pflanzenwachstum und die Verzweigung.
Dicht und kompakt halten
Bei den meisten Pflanzen ist durch entsprechende pflanzeneigene Wuchshormone die Entwicklung der Spitze stärker ausgeprägt als die der Seitentriebe. Auf diese Weise streben die Pflanzen direkt zum Sonnenlicht. Um einen Baum oder Strauch optimal zu schneiden, sind solche Grundkenntnisse der Pflanzenphysiologie sehr nützlich. Ziel des Rückschnitt’s der Gartenpflanzen ist es, den Wuchs möglichst dicht und kompakt zu halten. Hier geht man meist vergleichsweise schonend vor – im Gegensatz zum intensiven Gehölzschnitt in Baumschulen. Die Profis sprechen vom „Erziehungsschnitt”, der parallel zum „Verschulen” erfolgt. Dabei pflanzen die Baumschulgärtner die Gehölze immer wieder um und sorgen für einen kompakten und wuchsfreudigen Wurzelbereich. Bei Pflanzenwurzeln verhält es sich nämlich ähnlich wie bei den Trieben: Werden sie gekürzt, wachsen sie umso kräftiger und verzweigter nach. Die Größe des oberirdischen Austriebs wird von den Baumschulgärtnern dem Wurzelballen angepasst und die Pflanze insgesamt zu einem ausgeprägten Wachstum angeregt.
Der richtige Schnitt
Die Bäume und Sträucher, die auf den Verkaufsflächen der Baumschulen stehen, haben diese aufwändige Erziehung bereits hinter sich gebracht und wachsen somit im Garten gut an. Wie und wann die Gehölze nach der Pflanzung im Garten geschnitten werden, hängt von deren Blütezeitpunkt und Wuchseigenschaften ab. Grundsätzlich gilt jedoch, dass man nicht zu lange mit dem Schnitt warten sollte. Einen Konkurrenztrieb, der sich parallel in einer Baumkrone entwickelt, sollte man also früh entfernen. Bei jüngeren und somit dünneren Trieben ist die zurückbleibende Wunde kleiner als bei älteren. Schließlich sind Schnittwunden potentielle Eintrittspforten für Krankheiten und Schädlinge und sollten deshalb so schnell wie möglich verheilen. Aus dem gleichen Grund empfiehlt es sich, ausschließlich sauberes und scharfes Schnittwerkzeug zu benutzen. Auf diese Weise bleibt die Belastung für die Pflanze durch den Schnitt gering.
Von Profis lernen
Baumschulgärtner nutzen bei ihrer Arbeit ihre lange Tradition und das Erfahrungswissen der Meister und Gartenbauingenieure. Die Profis kennen sich mit den biologischen Prozessen der Pflanzen aus. Mit bewährten Schnittmethoden gelingt es ihnen, einen Leittrieb zu entwickeln, die Wuchsform von Anfang an stabil aufzubauen und nicht optimal wachsende Kronen zu korrigieren. Sie sind daher die idealen Ansprechpartner für Fragen rund um den richtigen Schnitt. Tipps können Gartenbesitzer direkt beim Kauf vom Fachpersonal erfragen. Viele Baumschulen bieten aber auch Schnittkurse an, in denen man ganz praktisch lernt, welche Äste und Zweige gekürzt oder entfernt werden und welche stehen bleiben. Weitere Informationen und Baumschulen vor Ort sind auf der Webseite vom Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. zu finden: www.gruen-ist-leben.de.
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