Gärten mit einer bestimmten Charakteristik besitzen eine besondere Ausstrahlung, die dem Betrachter nicht einfach ein Bild vermitteln, sondern vielmehr eine Welt im Kleinen erschließen. Zu diesen Gärten mit Charakteristik zählen zweifellos die Steingärten.
Die ersten Steingärten Europas entstanden im England des späten 18. Jahrhunderts. Damals wurden die Steingärten noch von regelrechten Felsen dominiert, um eine Gebirgslandschaft zu imitieren. So wurde etwa für die Einrichtung eines Steingartens in Wisley extra eine Eisenbahnstrecke angelegt, um die notwendigen Felsen vom Steinbruch zum Garten transportieren zu können.
Auf moderne Steingärten hat nicht nur die alpenländische Gebirgslandschaft ihren Einfluss. Ebenso werden Gartenbauer durch japanische Gärten beeinflusst, in denen neben größeren Steinen und Felsen ebenso Rollkies in unterschiedlichen Korngrößen zur Anwendung kommt.
Während das Abendland früher in der Nachbildung des Gebirges gefallen fand, sahen die Gärtner aus dem Land der aufgehenden Sonne in einem Garten mehr ein Instrument der Harmonie. Der heutige Steingarten trägt beide Merkmale in sich.
Der Steingarten in der Ausführung
Eigentlich sind Steingärten darauf ausgerichtet, eine höher gelegene, trockene Landschaft mit relativ niedrigem Pflanzenbewuchs darzustellen. Trotzdem kann auch in einen Steingarten ein Gewässer integriert werden. Doch sind dies bei der Gartenanlage zunächst zwei verschiedene Dinge. Die Bepflanzung des Steingartens richtet sich in erster Linie nach der Art der Steine, die im Garten verwendet werden. Je nachdem, ob es sich um Karbonat- oder Silikatgestein handelt. Für den Gärtner bestehen hierbei nicht nur optische Unterschiede. Die verschiedenen Gesteine nehmen gleichermaßen Einfluss auf die Bodenbeschaffenheit. Karbonatgestein oder kalkhaltige Steine verursachen einen Anstieg des pH-Wertes im Boden, sodass darauf vor allem Pflanzen gedeihen, die alkalische Böden bevorzugen. Silikatgestein wiederum säuert den Boden. Obwohl in der gesamten weltweiten Erdkruste das Silikatgestein überwiegt, werden sich die meisten Gärtner bei der Anlage eines Steingartens eher für kalkhaltiges Gestein entscheiden, da das verfügbare Angebot an entsprechenden Pflanzen und auch Gesteinsarten mit entsprechender Form größer ist. Nachfolgend eine kleine Liste an Pflanzen, die sich für die Verwendung in einem Steingarten eignen:
- Alpen-Aster
- Alpenveilchen
- Blaukissen
- Enzian
- Edelweiß
- Felsensteinkraut
- Grasnelke
- Kugelprimel
- Polsterglockenblume
- Sonnenröschen
- Steinbrecharten
- Thymianarten
- Wildtulpe
- Zwerg-Iris
- Zwergwacholder (Gehölz)
- Zwerg-Balsamtanne
- Zwerg-Latschenkiefer
- Zwerg-Rhododendron
Den Steingarten realisieren
Im ersten Schritt muss der Untergrund so gestaltet werden, das Regenwasser gut abfließen kann. Je nach Größe des geplanten Steingartens kann hierbei der gewählte Bereich mit einem Untergrund aus Grobkies oder auch Bauschutt (Ziegelsteine oder Mauersteine aus Abrissarbeiten) ausgestattet werden. Soll der gesamte Garten zum Steingarten gewandelt werden, ist es wohl notwendig, entsprechende Drainagerohre im Gartenboden zu verlegen. In der Regel beschränken sich Gartenbesitzer jedoch auf eine bestimmte Fläche für die Einrichtung des Steingartens. Die Fläche sollte leicht abschüssig sein und etwas über dem natürlichen Bodenniveau des übrigen Gartens liegen, um zu verhindern, dass sich irgendwo Wasser staut.
Auf den Untergrund aus Bauschutt beziehungsweise Grobkies wird ein Vlies gelegt (es können auch umgekehrte Grassoden sein, die eventuell beim Einrichten der Fläche angefallen sind), um zu verhindern, dass Erde in den Untergrund einsickert.
Auf das Vlies kommt nun eine Schicht Erde in der Stärke von etwa 10 cm. Auf dieser ersten Erdschicht kann nun die Steingartenlandschaft modelliert werden, wenn dies gewünscht ist. So werden mit weiteren Ziegelsteinen Erhebungen dargestellt oder kleine Terrassen, um eine Gebirgs- oder Hügellandschaft zu imitieren. Zwischen und auf die Steine kommt wiederum eine Schicht Erde. Auf die Erde kommt nun ein Unkrautvlies, damit sich die Wurzeln von unerwünschten Unkräutern nicht von unten her einen Weg bahnen.
Die Pflanzen setzen
Geben Sie den ausgewählten Pflanzen genügend Abstand zueinander und bedenken Sie bei der Zusammenstellung, dass Farbe und Wuchshöhe der Pflanzen miteinander harmonieren. Am vorgesehenen Pflanzort wird nun in das Unkrautvlies ein Kreuzschnitt gemacht und die Pflanze etwa bis zu zwei Drittel des Wurzelballens eingegraben. Den noch offenen Wurzelbereich seitlich mit Erde bedecken und die Pflanzen anschließend wässern.
Die Steine für den Steingarten
Abgesehen von größeren Steinen oder vielleicht sogar Felsbrocken, die der Dekoration dienen, werden die Flächen zwischen den Pflanzen nun mit Rollkies aufgefüllt. Sehr gut eignet sich hierfür sogenannter Grobkies mit gerundetem Gestein, idealerweise in einer einheitlichen Farbgebung. Baumärkte führen speziell zur Anlage von Steingärten vorsortierte Kiessorten. Hier findet sich bunt gemischter und preiswerter Rheinkies genauso wie recht teurer Marmorkies aus Carrara. Die zur Verfügung stehenden Farbtöne decken sicherlich jeden Bedarf ab.
Die Steine werden zum Abschluss so weit aufgefüllt, dass die Wurzelkronen der Pflanzen vollständig eingebettet sind. In der Regel benötigt ein Steingarten keine aufwendige Pflege. Die hier eingesetzten Pflanzen sind auf Trockengebiete spezialisiert und kommen mit wenig Wasser aus. Der übliche Niederschlag reicht meist aus. Nur in sehr langen Trockenperioden mit hoher Sonneneinstrahlung kann zusätzlich gewässert werden.
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Schöne Pflanzenliste, Danke!