In jeden Gartenteich gehören auch Fische. Doch warum immer zu Exoten greifen, wenn die heimische Fischwelt viel interessanter ist?
Seit langem gehören Goldfische und Kois zum klassischen Fischbesatz in unseren Gartenteichen. Die seit Jahrhunderten in Asien gezüchteten Tiere sehen mit ihrem schwarz, weiß, rot und gelb gemusterten Schuppenkleid nicht nur exotisch aus, sondern man kann sie – anderes als ihre europäischen Verwandten, die sich zumeist in Tarnfarben zeigen – im Wasser auch wunderbar erspähen und beobachten. Dennoch erfreuen sich in den letzten Jahren auch heimische Arten, häufig als Biotopfische bezeichnet, bei Gartenteichbesitzern einer immer größeren Beliebtheit.
„Natürlichkeit und Nachhaltigkeit sind Themen, die viele Menschen heute bewegen. Das hat offensichtlich auch Einfluss darauf, für welchen Fischbesatz im Gartenteich sie sich entscheiden”, meint Engelbert Kötter von der Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren e.V. (FLH). „Aber Vorsicht: Nur weil Fischarten in unseren Breitengraden beheimatet sind, heißt das nicht, dass sie nicht auch ganz individuelle Ansprüche an einen Lebensraum stellen. Damit sich die Tiere wohl fühlen und das bestehende Gefüge im Gewässer intakt bleibt, ist eine genaue Planung im Vorfeld wichtig. Niemand sollte Fische einfach so in einen Teich setzen, in der Hoffnung, dass sie sich schon irgendwie einleben! Ausführliche Informationen zu den einzelnen Arten, etwa welche Beckengröße, welches Futter, welchen Bodengrund und welche Bepflanzung sie benötigen oder mit welchen anderen Fischen sie sich verstehen, gibt’s im Fachhandel, im Internet oder in einschlägiger Fachliteratur.”
Nasen, Bitterlinge und Co.
Ein Gartenteich, in dem Biotopfische gehalten werden, hat idealerweise eine Größe von 15 bis 25 Kubikmetern. Hier fühlen sich beispielsweise heimische Arten wie Bitterling (Rhodeus amarus), Elritze (Phoxinus phoxinus) oder Moderlieschen (Leucaspius delineatus) wohl. Sie sind mit einer Länge von acht bis zehn Zentimetern zwar vergleichsweise klein, da es sich aber um Schwarmfische handelt, müssen sie immer mit einer Mindestanzahl von fünf bis sieben Artgenossen zusammenleben.
- Moderlieschen haben gehobene Ansprüche an Wasserqualität und -temperatur. Bereits bei Werten von 15 Grad Celsius sollte daher dem Teichwasser mit einer Pumpe Sauerstoff zugeführt werden.
- Elritzen bevorzugen ebenfalls kaltes, fließendes und sehr sauerstoffreiches Wasser, da sie eigentlich in Bächen zu Hause sind. Stimmen die Bedingungen, zeigen die Männchen von März bis Juni ein beeindruckendes Balzkleid: Bauch und Flanken färben sich in ein kräftiges Blaurot.
- Auch Bitterlinge haben ein interessantes Fortpflanzungsverhalten. Um sich zu vermehren, müssen unbedingt Mahlermuscheln im Teich vorhanden sein, denn nur dahinein legt das Weibchen seine Eier ab.
- Stichlinge (Pungitus pungitus) können im Gartenteich handzahm wie Kois werden. Dazu muss man ihnen nur über einen längeren Zeitraum an immer derselben Stelle Futter anbieten – vorzugsweise gefrostete Rote Mückenlarven. Ansonsten haben die rund zehn Zentimeter großen Jäger vor allem Kaulquappen und Larven anderer Amphibien auf ihrem Speiseplan. Stichlinge sind aufgrund ihrer Balzfärbung und auch ihres Verhaltens spannende Fische, die sich gut beobachten lassen. Während der Paarungszeit und nach der Eiablage verhalten sie sich stark revierbildend und vertreiben andere Teichbewohner.
- Gründlinge (Gobio gobio) bekommt der Gartenbesitzer weniger zu Gesicht. Die geselligen Fische sind sehr bodenorientiert und halten sich vor allem am Teichgrund und in flachen Uferzonen auf. Hier suchen sie unablässig nach Kleinlebewesen wie Schnecken, Würmern und Insektenlarven.
- Nasen (Chondrostoma nasus) werden 25 bis 40 Zentimeter lang und gehören damit schon zu den größeren Teichbewohnern. Auch sie sollten in einem Schwarm von vier bis zehn Tieren zusammenleben. Bei Gartenteichbesitzern sind sie sehr beliebt, weil sie Algen abweiden.
„Natürlich gibt es noch unzählige andere Biotop-Fische, die im Gartenteich leben können”, sagt Kötter. „Ukeleien, Karauschen, Rotfedern, Rotaugen, Schleien, Sonnenbarsche, Graskarpfen … um nur einige zu nennen. Am besten schaut man sich einfach mal in Ruhe in einem auf Teichfische spezialisiertem Zoofachhandel um.”
Fische für den Gartenteich – nicht selber fangen!
Das späte Frühjahr und die frühen Sommermonate gelten als günstige Zeit für den Fischbesatz des Gartenteichs. „Allerdings sollten die Flosser nie in ein frisch angelegtes Gewässer einziehen. Frühestens nach zehn Wochen hat sich hier das erforderliche biologische Gleichgewicht aufgebaut”, so der FLH-Experte. „Speziell am Anfang ist es ratsam, die Anzahl der Tiere gering zu halten. Nachbesatz ist leichter als überzählige Fische wieder zu entnehmen.”
Ganz wichtig ist auch: Nur Teichfische aus Nachzuchten dürfen in den Gartenteich. Tiere in freier Wildbahn zu fangen ist verboten! Andersherum sollte man auch keine überzähligen oder zu groß gewordenen Teichbewohner einfach in Wildgewässer „entsorgen”, denn nicht jeder Biotopfisch ist überall in deutschen Gewässern gebietstypisch. Am falschen Platz ausgesetzt, können selbst einheimische Fische zur Faunenverfälschung eines Gewässers beitragen.
Quelle: FLH
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