Ist sie außer Mode gekommen, oder liegt es einfach daran, dass gekaufte Krippen dem Geschmack vieler nicht mehr treffen? Damals gehörte in jedes Weihnachtszimmer eine Krippe, am besten unter den Weihnachtsbaum aufgestellt. Doch schaut man sich in Wohnzimmern, mit offenen Augen um, kommt man zu einem traurigen Schluss: nirgends sind sie zu entdecken. Mir zumindest erging es so und es waren nicht wenige Wohnzimmer, die dich in der Vorweihnachtszeit durchlaufen habe. In keiner Ecke geschweige denn unter dem Weihnachtsbaum sah ich auch nur annährend ein Konstrukt, das eine Krippe darstellen könnte. Ok, es war ja auch noch etwas zu früh um den Baum auszustellen, sodass ich dachte, wenn der Baum in das Weihnachtszimmer Einzug hält, zieht die Krippe direkt mit ein, aber weit gefehlt. Aus welchen Gründen auch immer die Krippe in Vergessenheit geraten ist, ich möchte heute die Chance nutzen, Ihnen mal eine etwas andere Krippe vorzustellen. Vielleicht lassen Sie sich ja spontan oder für nächstes Jahr inspirieren.
Persönliche Voraussetzungen
Ein wenig sportlich sollten Sie schon sein. Ihre Füße eigen sich nicht nur für High Heels, sondern auch für etwas festeres Schuhwerk und Sie besitzen dieses sogar? Auch die Bereitschaft Material über längere Strecken zu schleppen fehlt nicht, oder Sie nehmen noch jemanden mit, der Ihnen gerne dieses abnimmt? Im Ostereiersuchen waren Sie nie auf dem letzten Platz, sodass Sie eine Suchtechnik beherrschen? Sie sind bereit, sich trotz der Terminvielfalt ein paar Stunden Zeit zu nehmen, was nur im ersten Jahr aufwendiger ist und danach ein Selbstläufer wird? Wenn auch nur ein paar dieser Tatsachen auf Sie zutreffen, dann ist eine selbst gebaute Krippe genau das Richtige!
Fangen Sie mit einem ausgedehnten Spaziergang an
Bevor Sie die erste Etappe hinter sich bringen, ist eine mit Bedacht durchgeführte Ortsbesichtigung sehr empfehlenswert. Schauen Sie sich in Ihren vier Wänden um und bestimmen Sie einen Standort für ihre Krippe. Anderenfalls könnte es sein, dass Sie, ihr Helfer oder auch ihr Auto unter der Last des Materials im Laufe der Etappe zusammenbrechen. Für welche Art des Materialtransportes auch immer Sie sich entschieden haben, denken Sie auf jeden Fall an das feste Schuhwerk. Warum? Ihr Ziel ist der Wald und damit sind nicht die gut asphaltierten Wege gemeint. 90 % der Materialien, die für die kreative Krippe benötigt werden, haben Sie nach dieser ersten Etappe mit Sicherheit zu Hause. Falls Sie zu den Hundebesitzern gehören, wäre es praktisch diesen auf eine spezielle Holzsuche zu dressieren, wenn nicht müssen Sie Ihre Suchsinne fördern. Spezialisieren Sie sich hierbei auf Rinde, Moos, Flechten, Tannenzapfen und Holzstücke, die durch ihre außergewöhnliche Optik herausstechen. Sammeln Sie alles, das Ihnen in diesem Moment gefällt, und variieren Sie auch in der Rindenart. Dies ist der Zeitpunkt Sie noch mal auf die Gefahr der Sammelsucht hinzuweisen. Wie bereits angesprochen, denken Sie daran, dass alle Tannenzapfen, Rindenstücke oder Baumteile auch mit Ihnen nach Hause kommen müssen, und verlieren Sie nicht die Größe des ausgewählten Standortes aus den Augen. Irgendwann, spätestens, wenn es dunkel ist und Sie nichts mehr sehen können, sollte es genug sein. Kommen Sie nicht auf die Idee mit einer Taschenlampe der Sucht weiter nachzugehen, sondern fahren oder laufen Sie nach Hause!
Zuhause angekommen
Je nachdem wie nass das Baumaterial ist, oder müde Sie sind, legen eine Pause ein. Wenn es jedoch so sein sollte, dass Sie im Gegensatz zu den Sammelstücken noch „einsatzfähig“ sind, durchforsten Sie, wenn vorhanden, das Spielzeug ihrer Kinder. Kleine Holzfiguren wie Scharfe eignen sich perfekt, um der Krippe ein wenig Leben einzuhauchen. Vielleicht finden Sie auch Figuren, die sich als Bewohner eigenen. Falls nicht, es gibt vorgefertigte Formen, mit denen sich die Hautfiguren zu dieser Jahreszeit einfach durch Gips herstellen lassen können. Mit Pinsel und Farbe bearbeitet sind die Hauptfiguren schnell einsatzbereit.
Das Meisterwerk bauen
Nachdem Rinde, Tannenzapfen und die restlichen Materialien getrocknet sind, legen Sie sie an der Stelle aus, wo die Krippe entstehen soll. Natürlich nicht direkt an dem Bauort, sondern ein wenig daneben. Verteilen Sie die Sammelstücke und verschaffen Sie sich erst mal einen Überblick. Gehen Sie nun in sich und überlegen, ob die Krippe auf einer oder mehreren Etagen angelegt werden soll. Wenn es das erste Vorhaben dieser Art ist, beschränken Sie sich ruhig auf ein einfacheres Bauwerk.
Greifen Sie anschließend beherzt zum ersten Rindenstück und legen Sie los. Sie werden sehen, dass die Krippe von ganz allein Form annimmt. Achten Sie darauf, dass die Rinde den gesamten Untergrund bedeckt und keine freien Stellen mehr zu sehen sind. Wenn Sie, wie ich auch, den halben Wald mit nach Hause genommen haben, stellen Sie die großen Holzstücke zuerst auf die Fläche. Diese im Nachhinein einzubauen wird schwierig. Stapeln Sie hinterher die Rindenstücke auch ruhig übereinander, das lockert das Ganze ein wenig auf. Ist die Grundfläche mit Rinde bedeckt, bauen Sie den Stall. Hierfür reicht es aus, wenn zwei größere längliche Rindenstücke aneinander gelehnt werden, als Vorbild sollte der erste Buchstabe unseres Alphabetes dienen. Gratulation, das Grundgerüst ist fertig.
Die Feinheiten
Die Krippe an sich ist fertig, nun kommt es auf die Dekoration an. Moos und Flechten eigenen sich perfekt um eventuelle Lücken, wo der Untergrund vielleicht doch noch durchscheint, zu füllen. Und selbst wenn Sie so einwandfrei gearbeitet haben, dass das nicht der Fall ist, bringen sie Farbe ins Spiel. Mit ein wenig Vorstellungsvermögen stellen diese, doch meist grünen, Dekorationsstücke Büsche und Sonstiges dar. Tannenzapfen noch eingebaut, diese könnten schließlich Bäume sein, immerhin stammen sie von diesen und ihr Unikat ist vollkommen.
Mit Feuer spielt man nicht
In diesem Fall vielleicht schon. Das natürlich Licht von Teelichtern stellt eine tolle Beleuchtungsmöglichkeit für die Krippe, gleichzeitig aber auch ein Sicherheitsrisiko dar. Arbeiten sie nur mit natürlichem Licht, wenn der Untergrund eben ist, sodass die Teelichter auf keinen Fall verrutschen können. Sie können diese auch mit Heißkleber aufkleben. Wenn sie komplett ausgebrannt sind, lässt sich das Innenleben leicht austauschen. Alle Materialien, die Sie verwendet haben, sind leicht brennbar, verlieren sie diesen Umstand nie aus dem Auge, ebenso wie die Krippe. Wenn Sie sich für eine natürliche Beleuchtung entscheiden, bleiben sie immer in Sichtweite, auch wenn es „nur“ Teelichter sind. Falls Sie wie schon angesprochen Hundebesitzer sind und dieser mit der Rute oder Vorwitznase in Reichweite ist, vergessen sie dieses Vorhaben. Falls Kleinkinder in Ihrem Weihnachtszimmer erwartet werden ebenfalls, oder lassen Sie die Teelichter zumindest aus.
Ich hoffe mit meiner Krippe Ihren kreativen Ehrgeiz geweckt zu haben und wünsche allen Lesern eine frohe Weihnacht.
Bildnachweis Titelbild: © GoneWithTheWind – Fotolia.com
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