Längst arbeiten die rund 400 niederländischen Gärtnereien, die Schnitttulpen anbieten, wieder auf Hochtouren. Denn am dritten Samstag im Januar beginnt ganz offiziell die Saison für die beliebten Frühlingsblumen.
Aber auch schon Wochen vorher sind die ersten Tulpen bei uns im Handel erhältlich. Über zwei Milliarden Stiele werden bis Mitte Mai in spezialisierten Gewächshäusern getrieben, 21 Tage braucht es von der Tulpenzwiebel bis zur Blüte. Jeder Quadratmeter Anbaufläche wird dabei pro Saison sechsmal belegt. Diese enorme Produktivität ist wichtig, anders können die Tulpengärtner bei den hohen Investitionskosten und dem Preisdruck des Handels heute nicht mehr rentabel arbeiten.
Tulpenproduzenten betreiben Mischbetriebe
Die meisten Tulpenproduzenten betreiben Mischbetriebe, d.h. sie pflanzen im Herbst Tulpenzwiebeln draußen auf den Feldern, die sie nach der Blüte im Frühjahr im Sommer beernten. Die Zwiebeln werden dann nach Sorte und Größe genau sortiert, gesäubert und temperaturkonditioniert eingelagert. In riesigen Kühlzellen wird ihnen in dicht an dicht vollbelegten Spezialkisten ein Winter vorgegaukelt. Ab November kommen sie dann nach und nach ins Gewächshaus. Hier stehen die Tulpen bei 16 bis 18 Grad Celsius entweder in einem Erde-Sand-Gemisch oder nur auf Wasser, wachsen in einem gefühlten Frühjahr heran und treiben ihre Blüten.
In den Niederlanden hat man die Umwelt im Blick
In Deutschland ist der Lebensmitteleinzelhandel für die niederländischen Tulpengärtner in den letzten Jahren zum wichtigsten Absatzkanal geworden. 85 Prozent der frischen, saisonalen Blumen werden hier umgesetzt. Um die große Nachfrage auch in diesem Segment zu befriedigen, wurde die Produktion der beliebten Frühlingsblume im Laufe der letzten zehn Jahre weiter professionalisiert und stark automatisiert. Dabei heizen moderne Gewächshäuser aus Umwelt- und Kostengründen immer weniger mit Gas, sondern setzen weitgehend auf Sonnenenergie, Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen. Tatsächlich gibt es bereits Unterglas-Betriebe, die heute schon CO2-neutral sind, überschüssige Energie in riesigen Akkus unter der Erde speichern oder sie in das allgemeine Stromnetz einspeisen.
Auch in puncto Wasserverbrauch hat man in den Niederlanden sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt im Blick. Gegossen wird in den Gewächshäusern hauptsächlich mit gesammeltem Regenwasser. In den geschlossenen Bewässerungssystemen unter Glas wird das verwendete Nass immer wieder aufgefangen, mit Vlies gefiltert, mit UV-Licht gereinigt und kommt dann erneut zum Einsatz. Die Verwendung von Pflanzenschutzmittel ist bei dieser Art des Anbaus nicht notwendig.
Von Hand und maschinell
Bei allem Fortschritt und bei aller Automatisierung der Prozesse bleibt die Ernte der Tulpen Handarbeit. Viele fleißige Menschen wählen aus den Pflanzkisten mehrfach am Tag die verkaufsreifen Blumen aus, ziehen sie mit samt der Zwiebel heraus und legen sie zu Hunderten in Transportkisten oder gleich nebeneinander auf Laufbänder. Dann übernimmt wieder eine Maschine die Trennung von Zwiebel und Stiel, nicht ohne vorher mittels einer Kamerakontrolle die exakte Länge festzulegen. Auch das Zusammenfassen einzelner Tulpen zu einem Bund sowie die Verpackung sind Arbeitsschritte, die heute weitgehend automatisiert sind.
Tulpen werden im Supermarkt sehr günstig angeboten
Den Tulpen vor dem Supermarkt oder im Eingangsbereich der Läden sieht man den Aufwand nicht an, der notwendig ist, damit die Frühlingsboten bereits zu Beginn des Jahres so zahlreich zur Verfügung stehen. Wir freuen uns vielmehr an den vielen unterschiedlichen Tulpen Sorten, den frischen Farben und auch über den doch eher passablen Preis, zu dem die Schönheiten angeboten werden.
Damit auch zum Muttertag im Mai noch ausreichend Tulpen erhältlich sind, werden in den Niederlanden gegen Ende April die letzten Zwiebeln aus den Kühlzellen in die Gewächshäuser gebracht. Wenn diese getrieben haben und die Blumen geerntet und ausgeliefert wurden, endet die Schnitttulpensaison und die Arbeit auf den Feldern rückt bei den Gärtnern wieder im Fokus.
Quelle: GPP
Kommentieren