Ein Vorgarten muss nicht nur Blumenbeete besitzen. Sie können auch flache Dächer oder die Vertikale begrünen. Selbst die kleinste Fläche hat Potenzial.
Vorgärten sind multifunktionale Räume. Sie müssen ganz unterschiedlichen Ansprüchen und Nutzungen genügen. Mülltonnen wollen versteckt, Fahrräder überdacht werden, das Auto braucht ein Carport und die Bewohnenden einen sicheren, begehbaren Weg. Lampen sorgen für Beleuchtung während der Abendstunden, eine Überdachung vor dem Hauseingang schützt wartende Besucher vor Regen … all das braucht Platz und verringert die Bodenfläche für eine abwechslungsreiche Begrünung. “Hinzu kommt, dass gerade in Neubaugebieten und Innenstadtlagen sowieso eher wenig Fläche vor dem Haus zur Verfügung steht”, sagt Wolfgang Groß vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). “Da muss dann ein kleiner Bereich sehr viel leisten.”
Ein Garten vor dem Haus
Je größer die Anforderungen, umso wichtiger ist es, von Anfang an gut zu planen, damit das Grün weiterhin im Mittelpunkt steht. Pflanzen bringen Farbe vor das Haus, schaffen Struktur und sorgen für Dynamik. Geschickt kombiniert, verleihen sie dem Vorgarten durch das Jahr immer wieder ein neues Gesicht. Zudem wirken sie sich positiv auf das Kleinklima aus, indem sie an heißen Tagen aktiv die Luft kühlen und für Beschattung sorgen. Lebendig gestaltete Flächen sind wichtig für die Rückhaltung und Versickerung von Regenwasser. Sie bieten Nahrung und Lebensraum für viele Tiere und sind ein Trittstein für die Vernetzung von Ökosystemen. Doch was, wenn kaum Fläche für eine Bepflanzung zur Verfügung steht? “Zum einen gibt es natürlich eine Reihe an Gewächsen, die mit relativ wenig Platz zurechtkommen und dennoch eine tolle Wirkung entfalten, wie Ziergräser oder robuste Stauden”, so Wolfgang Groß vom BGL. “Zum anderen gibt es die Möglichkeit, auch andere Flächen zu begrünen.”
Blühende Wände
Ein schöner Effekt lässt sich mit Pflanzen erzielen, die es in die Höhe zieht: Kletterpflanzen begrünen die Wände von Haus, Garage oder Carport, können über der Tür Schattenspender sein und als Bogen ein blütenreiches Willkommen bieten – und das bei relativ wenig Bodenraum. Kletterrosen sind hier die romantischen Klassiker. Wunderschöne Kombinationen ergeben sich zusammen mit der Waldrebe (Clematis) oder dem leicht duftenden Geißblatt (Lonicera). Mit seinen elegant hängenden Blütentrauben in Hell- bis Dunkelblau, Rose und Weiß macht auch der Blauregen (Wisteria) viel her. Die Schlingpflanze sucht sich windend einen Weg gen Himmel, braucht dafür aber ein starkes Gerüst, das seinen kräftigen Trieben standhalten kann.
Wilder Wein (Parthenocissus quinquefolia) besticht vor allem mit seinem Laub, das sich im Herbst in leuchtendem Orange und Rot präsentiert. Die Blüten sind dagegen eher unauffällig, wenn auch sehr begehrt bei Insekten wie Wildbienen. “Eine für den Vorgarten etwas unkonventionellere, aber durchaus attraktive Möglichkeit sind Spalierobstbäume”, weiß Wolfgang Groß. “Ihre Kronen beanspruchen deutlich weniger Platz und passen somit auch auf begrenzte Flächen. Besonders zu empfehlen sind sie für nach Süden ausgerichtete Hauswände, denn durch die aufgewärmten Fassaden lassen sich dort häufig sogar wärmeliebende Arten wie Aprikosen, Pfirsiche und Feigen erfolgreich ernten.”
Begrünte Dächer
Neben der Vertikale können in Vorgärten mit wenig Platz natürlich auch flache Dächer begrünt werden. Das verbessert nicht nur den Gesamteindruck, sondern wirkt sich auch positiv auf den Geldbeutel aus. “Dachbegrünung ist eine natürliche Dämmung und verhindert ein zu starkes Aufheizen im Innern, zugleich schont es die verwendeten Materialien von Garage oder Carport, weil das Dach weniger UV-Strahlen, Frost und Hagel ausgesetzt ist. Auch die Flachdachabdichtungen halten länger. Das reduziert Reparaturen deutlich”, hebt Groß hervor. Bedeutet also: Die Gebäudebegrünung lohnt sich mehrfach.
Was im Großen möglich ist, geht natürlich auch im Kleinen – zum Beispiel auf Mülltonnenboxen mit Pflanzdächern. Natürlich sind die Möglichkeiten hier etwas eingeschränkter, schon aufgrund der zur Verfügung stehenden Fläche und Tiefe des Pflanzsubstrats: Die meisten Pflanzschalen sind circa fünf Zentimeter tief und können daher vornehmlich flachwurzelnden und niedrigwachsenden Gewächsen ein Zuhause bieten. Dennoch lassen sich auch hier mit Bodendeckern, Dickblattgewächsen, Kräutern wie Rosmarin und Thymian kleine grüne Oasen anlegen, die zu einer freundlichen Visitenkarte des Hauses beitragen.
“Eine bepflanzte Mülltonneneinhausung macht gewiss keinen grünen Vorgarten, aber sie kann ein wichtiges Puzzlestück hin zu Vielfalt und Biodiversität sein”, betont Wolfgang Groß vom BGL. “Auch eine kleine Fläche hat viel Potenzial und sollte genutzt werden. Jeder Quadratmeter zählt!”
Weitere Inspirationen rund um Vorgartengestaltungen gibt es auf www.mein-traumgarten.de/Vorgarten.
Quelle: BGL
Kommentieren