Damit Sie auch im nächsten Jahr wieder reichlich Kürbisse ernten können, beginnt die Vorbereitung der Saison bereits im Herbst. Ein Experte erklärt, was zu tun ist.
In der kleinen Gemeinde Birlenbach an der Lahn wachsen seit Jahren echte Riesen heran: Gigantische Tomaten und Kürbisse kann man hier in jedem Sommer bestaunen. Gezogen werden sie von Björn Dietrich im Garten seiner Eltern. Mehrere Preise hat der angehende Sonderpädagoge damit bereits abgeräumt. So belegte er u.a. mit einem 544 Kilogramm schweren Kürbis 2018 bei den Rheinland-Pfalz Meisterschaften den ersten Platz. In diesem Jahr errang er mit seinem Riesenkürbis die Bronzemedaille und stellte zudem mit einem Kürbis der kleineren Sorte ‘Butternut‘ einen Deutschland-Rekord (5,2 kg) auf.
Herr Dietrich, woher kommt ihre Leidenschaft für die riesigen Kürbisse?
Dietrich: Ich bin zwar auf dem Land aufgewachsen und meine Eltern und Großeltern haben immer auch Gemüse im Garten angepflanzt, aber so richtig spannend fand ich das Thema als Jugendlicher nicht. Mein Interesse an Riesenkürbissen wurde tatsächlich erst später durch eine Reportage im Fernsehen geweckt. 2016 startete ich mit meinen ersten Zuchtversuchen, die waren allerdings noch wenig erfolgreich.
Das änderte sich aber relativ schnell. Woher nahmen Sie Ihr Wissen?
Dietrich: Anfangs habe ich mich hauptsächlich bei den „Crazy Growers” informiert. Das ist ein Forum im Netz, das sich mit der Zucht von Riesengemüse beschäftigt. Ich muss sagen, die ganze Szene ist sehr offen. Als Neuling wird man total herzlich empfangen und alle geben ihr Wissen gerne weiter. Seit 2019 haben wir hier im Südwesten Deutschlands auch einen Verein, mit dem wir im Sommer regelmäßig sogenannte Patch-Touren unternehmen: Man reist herum, schaut sich Beete verschiedener Mitglieder an und tauscht sich aus. Das ist immer ein großer Spaß.
Ihr diesjähriger Riesenkürbis ist bereits geerntet. Planen Sie jetzt schon für das kommende Jahr? Oder legen Sie erstmal eine Pause ein?
Dietrich: Im Herbst ist natürlich bedeutend weniger zu tun als im Frühjahr und Sommer. Aber die Weichen für eine erfolgreiche Ernte werden bereits jetzt gestellt.
- Das Beet muss bestmöglich für die kommende Saison vorbereitet werden.
- Damit Kürbisse gut wachsen, benötigen sie einen humosen, nährstoffreichen Boden und ein gesundes Bodenleben.
- Dafür bringe ich Kompost, Pferdeäpfel, Hornspäne und Gesteinsmehl aus.
- Als Gründüngung säe ich Winterroggen, der dann später untergepflügt wird.
- Ergänzend setze ich einen Bodenaktivator von Manna Bio ein, damit die unzähligen kleinen Helfer – von Mikroorganismen bis zu Regenwürmern – in der Erde beste Lebensbedingungen vorfinden.
- Durch sie wird der Boden locker, krümelig und gut belüftet sowie die Nährstoff- und Wasserspeicherkapazität erhöht.
Ich sage immer: Eine gute Vorbereitung im Herbst macht den Sieger des nächsten Jahres.
Ab dem Frühjahr nimmt Ihr Hobby Sie dann wieder total in Beschlag, oder?
Dietrich: Das kann man schon so sagen. Ab Ende März ziehe ich die Samen im Haus vor. Nach etwa drei Wochen sind die kleinen Pflänzchen bereit für das Beet. Dort bilden sie weibliche und männliche Blüten. Soll eine Frucht heranwachsen, müssen die Pollen von der männlichen auf die Stempel der weiblichen gelangen. Normalerweise übernehmen Insekten diese Aufgabe. Bei der Züchtung geschieht dies üblicherweise aber von Hand. Ein Riesenkürbis wächst ungefähr 80 bis 90 Tage, bevor er Mitte September geerntet wird. In der Hauptwachstumszeit von Mai bis Juni bin ich zwei bis drei Stunden am Tag im Garten beschäftigt. Ein Sommerurlaub ist – sehr zum Bedauern meiner Freundin – in diesen Monaten nicht drin.Wow, ein zeitintensives Hobby – aber auch spannend! Können Sie vielleicht noch ein paar Tricks verraten, wie man in die Top-Liga der Kürbiszüchter aufsteigen kann?
Dietrich: Natürlich gehört da eine Menge Glück dazu, aber es gibt auch klare Grundregeln, die man beachten muss. Das fängt schon beim Saatgut an. Mit den Angeboten aus dem Gartencenter kommt man nicht weit. Man sollte sich Kerne der Sorte ‘Atlantic Giant‘ besorgen: Die ist seit den 1980er Jahren auf dem Markt und bringt besonders große und schwere Früchte hervor.
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Doch damit nicht genug. Nach der Bestäubung der Blüten im Frühjahr setzt schnell ein deutliches Wachstum der Früchte ein: Jetzt heißt es, sich für einen Kürbis zu entscheiden! Auch wenn’s schwerfällt, müssen die anderen abgeschnitten werden, damit der Ausgewählte von nun an die gesamten Nährstoffe und die volle Aufmerksamkeit bekommt. Zur Sicherheit lasse ich anfangs immer noch eine zweite Frucht mitwachsen – meinen Back-up-Kürbis. Aber spätestens, wenn sich die Nr. 1 gut entwickelt, wird auch er entfernt.
Entscheidend für den Erfolg sind vor allem die Größe der Blatt- und Wurzelmasse einer Kürbispflanze. Sie hat einen Platzbedarf von etwa 50 Quadratmetern. Der Haupttrieb verbreitet sich auf dem Boden und bildet etwa alle 20 Zentimeter ein Blatt und einen Seitentrieb. Ich grabe die neuen Triebe ständig ein, um deren Anwurzeln zu erleichtern. So gelingt es, die Wurzelmasse der Pflanze bis zu 300fach zu vergrößern, sodass sie wesentlich mehr Nährstoffe und Wasser aufnehmen kann. Die Wasserversorgung ist natürlich ein Riesenfaktor. Der Boden sollte stets gleichmäßig feucht gehalten werden. Fünf bis zehn Liter benötigt eine Pflanze pro Quadratmeter und Tag. In der Hauptwachstumszeit ist zusätzliche Düngergabe wichtig. Am Anfang sollte diese sehr stickstoffbetont sein, später wird mehr Kalium und Phosphat benötigt. Ich verwende zumeist die Flüssigdünger von Wuxal.
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Die ideale Temperatur für das Kürbiswachstum liegt bei etwa 25 Grad Celsius. Dann kann eine Frucht auch schon mal mehr als 20 Kilogramm pro Tag zulegen. Leider waren die meisten Nächte in diesem Sommer deutlich kühler. Hat ein Kürbis eine gewisse Größe erreicht, sollte man ihn übrigens beschatten, um eine vorzeitige Alterung zu verhindern. Nicht zuletzt muss er natürlich auch vor Starkregen oder Hagel geschützt werden.
Kann man Riesenkürbisse eigentlich auch essen? Oder werden sie nur für Wettbewerbe gezogen?
Dietrich: Ja klar, der ‘Atlantic Giant‘ hat zwar keinen großen Eigenschmack, man kann mit ihm aber alle üblichen Kürbisgerichte zubereiten. Nach den Wettbewerben und Ausstellungen gibt es immer ein „Schlachtfest”, bei dem das Fruchtfleisch an die Besucher verteilt wird. Die Kerne bleiben aber bei uns Züchtern – für die nächste Pflanzung.
Quelle: Hauert Manna
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